Musikkapelle Altoberndorf e.V.

012008 Dez Musikalische Grenzen überschritten

Schwarzwälder Bote / Andi Schmider

Herbstkonzert des Akkordeonorchesters Beffendorf und der Musikkapelle Altoberndorf

Oberndorf. Man nehme zwei hochmotivierte Orchester in bester Spiellaune, ergänze dies durch begeisterte musikalischen Nachwuchs und füge zwei engagierte Dirigenten mit viel Mut zu Neuem und feinem Gespür für das Machbare hinzu: In den Genuss dieses Rezepts kamen am Samstagabend die Zuhörer beim Herbstkonzert des Akkordeon-Orchesters Beffendorf und der Musikkapelle Altoberndorf.

Zum Auftakt in der Klosterkirche gab's eine Premiere: Zum ersten Mal beim Herbstkonzert präsentierte sich das Altoberndorfer Jugendblasorchester. Die leichte Nervosität zu Beginn der »White River Canyon Ouverture« war schnell verflogen, so dass der erhöhte Schwierigkeitsgrad von »Ein Tag im Zoo« offenbar locker gemeistert wurde. Beim dritten Stück gab Volker Rückert den Taktstock in jüngere Hände. Mareike Melzer, selbst Mitglied der Jugendblaskapelle, dirigierte »Olyrnpic Spirit«. Mit der Zugabe »Bohemian Rhapsody« verabschiedeten sich die Jungmusiker vom Publikum.

Das Jugendorchester Beffendorf zeigte, wie vielseitig Akkordeonmusik sein kann. Der Liebesgeschichte »Can you feel the love tonight«, folgte voll Schwung das »Disco Fieber«, Beide Stücke wurden mit reichlich Applaus belohnt.

Dann konnte Harry Römpp die zweite Premiere ankündigen: »Crossline«. Diese »musikalische Grenzüberschreitung« stammt aus der Feder von Dirigent Jürgen Schmieder und von Bernd Glück. der das Akkordeon-Orchester auf dem Klavier begleitet. Indes: Es hörte sich alles andere als »selbstgestrickt« an. Rasch wechselnde Tempi forderten den Musikern einiges ab. Konzertante Akkordeonmusik ist nicht allzu oft zu hören -schade, muss man sagen, wenn man die Beffendorfer musizieren hört. Tatort-Fans kamen bei den folgenden Stücken ebenso auf ihre Kosten wie Freunde mitreißender Jazzmusik oder Anhänger von »Fluch der Karibik«, Potzblitz: So hieß folgerichtig die Zugabe, bei der Komponist Jürgen Schmieder und, als zweite Solistin, Sabrina Gühring mit schnellen Fingern brillieren konnten.

Die Musikkapelle Altoberndorf ist ein Garant für beste Unterhaltungsmusik. In der Klosterkirche jedoch trat eine andere, selten gehörte Seite dieser Kapelle zutage: die eines Klangkörpers mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Besonders deutlich zeigte sich dies bei »from these ashes«. Das zeitgenössische Stück bot neben schwierigsten Passagen auch zahlreiche Überraschungen, vom Chipstüten-Geraschel bis zu klackernden Klarinettenklappen. Eine Herausforderung - sowohl für die Musiker als auch das Publikum.

Der Mut von Volker Rückert und seinem Orchester hat sich dennoch gelohnt, die Zuhörer ließen sich gerne mitnehmen bei diesem Experiment. Und an alle anderen Orte, zu denen die Kapelle an diesem Abend musikalisch entführte -sei es ins untergehende Pompeji, ins Musical »Wicked« oder sogar in eine Puccini-Oper.